Chara: << Wollt ihr sehen, was jenseits der Schwarzen Wand
ist? >>
Elena: << Dort kann es doch nur den Tod geben. All die
gestorbenen Menschen ... >>
Elena musste weinen. Sie dachte an ihre Familie, an ihre Freunde.
Chara: << Elena, dies ist keine reale Welt. Dort werdet ihr
keine Toten finden. Sie sind eingebettet in ihre eigenen kleinen
silbernen Kugeln. >>
Lara: << So wie all die toten Indianer? >>
Chara. << Jeder hat seine eigene kleine Kugel. >>
Lara: << Aber, was sollen wir dann dort finden? >>
Chara: << Einen verlorenen Engel. >>
Elean: << Einen Engel? Die gibt es doch nur in der Fantasie.
>>
Chara: << Diese Welt hier, sie ist für Euch reine Fantasie.
Ich erzeuge sie in Eurem Verstand, damit ihr Euch orientieren könnt.
Andernfalls würde euch der Wahnsinn erfassen. >>
Lara: << Die kleinen silbernen Kugeln ... woraus bestehen sie?
>>
Chara: << Sie bilden sich aus den Tränen der Ewigkeit. Auch
das Wasser, das ihr hier seht, es sind ihre Tränen. >>
Lara: << Die Ewigkeit? >>
Chara: << Das ist eine Frage, die auch ich nicht beantworten
kann. >>
...
Chara: << Folgt mir einfach. >>
Sie bewegte sich auf die Schwarze Wand zu und verschwand darin.
Nicht ganz, Wasser ist ja durchsichtig. Elena und Lara sahen Chara,
wie sie ihnen zu winkte.
Na dann, folgen wir ihr.
Der Übergang machte ihnen keine Probleme, sie wurden noch nicht
einmal nass. Das musste die kleine Parablase sein, die sie wie eine
schützende Haut umgab. Oder war es Chara, die das ermöglichte?
<< Nein, ich bin es, die Parablase. >>
Ob Chara das einfach vorausgesetzt hatte?
...
Sie bewegten sich wie Taucher in einer überfluteten Umgebung. Es gab
Gänge und Flure, wie man es in einem Schiff erwartete.
Aber in einem Schiff gibt es keine Tropfsteinhöhlen!
Wer weiß ...
Nur, wo kam das Licht her?
<< Licht ist überall dort, wo ihr seid. >>
Das war Chara! Inzwischen konnten Lara und Elena ihre telepathische
Stimme identifizieren.
...
Mit einem mal verschwand das Wasser, als wäre es nie dagewesen.
Wände gab es auch keine mehr.
Lara schaute sich um, auch hinter ihr war kein Wasser zu erkennen,
nur eine graue Ebene, die scheinbar ins Unendliche ragte. Vor ihr,
ein senkrechten Abgrund. Die Tiefe konnte sie nicht abschätzen.
Die Welt hört einfach auf!
Das Licht schien einige Kilometer weit zu reichen, dann wurde es
dunkel.
Chara: << Der Abgrund ist unendlich tief. Schaut bitte nicht
nach unten. >>
Ein unendlich tiefer Abgrund ohne ein gegenseitiges Ende. Und hinter
ihnen? Plötzlich verdeckte ein Nebel die Sicht. Er schien langsam
auf die kleine Gruppe zu zu kriechen.
Das war kein gewöhnlicher Nebel. Das Leben schien Lara in den Adern
zu gefrieren. Sie schaute Elena an ... und sah pure Panik in ihren
Augen.
Chara: << Ein Todesnebel, ignoriert ihn einfach. >>
Chara ging einige Schritte zurück und der Nebel berührte sie. Dann
... ein Schrei, der die Därme von innen nach außen treiben wollte.
Und weg war er.
<< Es ist eine Frechheit, in meiner Gegenwart hier
aufzutauchen. Nun, ein zweites mal wird das nicht geschehen.
>>
Die Botschaft wirkte drohend und machte den beiden Menschen Angst.
<< Entschuldigt bitte, dass ich in eurer Gegenwart zornig
geworden bin. Ich muss mich besser kontrollieren. >>
<< Chara, Du machst uns Angst. >>
<< Ja, ich sehe es. Ich darf nicht zu lange bei Euch
verweilen, da ihr mein Wesen auf die Dauer nicht ertragen könnt.
>>
<< Dann ... verlässt Du uns wieder? >>
Wie sollten sie sich alleine hier zurecht finden können?
Chara: << Die kleine Parablase wird Euch helfen. >>
...
Wir sind wieder allein.
Die Umgebung änderte sich ständig. Berge entstanden aus dem Nichts
und wurden wieder zu kleinen flachen Hügeln, mal sahen sie ein Meer
vor sich, dann uferlose Abgründe. Es war eine Alptraumwelt, die an
ihnen zerrte. Als wolle sie ihnen die Seele aus dem Leib reißen.
Vielleicht war das sogar so. Lebende Wesen in einer Welt des Todes
...
Sie waren die Fremden, die nicht hier her gehörten.
Ob die fremde Welt das ändern wollte? Assimilation oder Integration?
...
Dann sahen sie es. Ein menschliches Wesen mit riesigen Flügeln. Ein
geflügeltes Wesen mit einer Flügel-Spannweite von mehr als 6 Metern.
Es segelte durch die Luft und landete etwa 20 Meter von ihnen
entfernt, auf der Ebene, auf der auch Lara und Elena standen.
Es war eine Sie. Eine junge Menschenfrau mit Flügeln. Ein Engel.
Sie betrachteten sich gegenseitig. Dann ging Elena spontan auf den
Engel zu.
"Ich begrüße Dich, schönes Wesen."
...
Der Engel schaute sie an. Erst ein wenig ungläubig, dann ständig
freundlicher werdend. Schließlich lächelte sie.
"Ihr seid Menschen, hier in dieser Sonderwelt, was immer das sein
mag. Habt ihr schon einmal den Namen Hairflower gehört?"
...
Lara: "Hairflower? Nein. Der Name klingt etwas haarig und etwas
blumig."
Engel: "Mmmh. Ich bin aus Wolke 7 heraus geflogen, aber nicht unten
auf der Erde gelandet, so wie es eigentlich vorgesehen war. Da war
so ein merkwürdiger Nebel ..."
Elena: "Ich glaube, den haben wir auch schon mal gesehen."
Lara: "Wolke, Erde? Das klingt doch sehr nach einer realen Welt.
Eine Welt, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben."
Engel: "Und diese hier? Ist sie eine Art Unterwelt, eine andere
Dimension oder eine Parallelwelt?"
Lara: "Nein, sie gehört zu allen Welten. Und doch ist sie kein Teil
davon."
Engel: "Etwas, das zu allen Welten gehört? So etwas habe ich noch
nicht kennen gelernt."
Lara: "Sie ist ja auch kein Teil der Wirklichkeit. Kennst Du den
Unterschied zwischen Sein und Nichtsein? Oder, um Dich einfacher auf
die Lösung zu bringen, denke an das Innere und das Äußere des
Olymp."
Engel: "Das ist ein Hinweis, an den ich nicht gedacht habe. Er
erinnert an Leben und Tod."
Lara: "Damit hast Du Deine Frage beantwortet."
Engel: "Ich ... ich beginne zu verstehen. Aber ihr seid doch so
lebendig und ich, ich fühle mich auch so. Ist es ein Traum?"
Lara: "Wir sind lebende Wesen in der Welt des Todes. Gestrandete im
Tal der Tränen. Und Deine Frage, ja, wir alle, auch Du, wir befinden
uns hier in einem Traum. Es ist ein Traum der Chara."
Engel: "Chara, ich verstehe nicht?"
Lara: << Die Wesenheit des Todes, falls es sie überhaupt gibt.
Es ist Charas Gedanke, der uns diese Interpretation ermöglicht. Sie
ist nicht und doch sind wir in ihren Gedanken. Es ist die
paranormale Energie in ihr, die dies ermöglicht. >>
Elena: "Schau, lieber Engel, siehst Du die kleine Parablase hier?"
Engel: "Ich sehe eine kleine silberne Kugel von etwa 1 cm
Durchmesser. Sie ... sie besteht aus paranormaler Energie! Und da
ist noch etwas anderes ... eine Flüssigkeit ..."
Elena: "Es sind Tränen der Ewigkeit."
Lara: "Du kannst sie wahrnehmen? Hier gibt es nichts außer den
kleinen silbernen Kugeln. Wir befinden uns innerhalb einer dieser
Kugeln. Das ist eigentlich nur den Gestorbenen vorbehalten, aber die
paranormale Energie ... sie hat ihre eigene Kugel gebildet."
Engel: "Auch ich habe paranormale Energie in mir drin. Vielleicht
gelingt es uns zusammen mit der Parablase und meiner Energie, in die
reale Welt wieder zurück zu kehren."
Die kleine Parablase: << Nur, wenn es einen Ausgleich gibt.
Etwas aus der Existenz muss euren Platz einnehmen. >>
Lara: "Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Lara, hier
siehst Du Elena und die kleine Parablase, nennen wir sie Para, und
wie bitte ist Dein Name?"